Hummeln ansiedeln – 

Tipps zum aktiven Hummelschutz

Hummeln ansiedeln – vorab einige Bemerkungen:

Hummeln ansiedeln bedarf einiger Vorbereitung, denn sie gehören zu den nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützten Arten. Das bedeutet, dass sie nicht gefangen werden dürfen oder eingesperrt werden dürfen und dass ihre Nester nicht zerstört oder umgesetzt werden dürfen. Das dürfen nur Personen, die eine besondere Genehmigung des zuständigen Umweltamtes/ der zuständigen Kreisverwaltung haben oder die eine Befreiung von der Bundesartenschutzverordnung erhalten haben.

Nun zu den Tipps:

Hummeln ansiedeln gelingt mit etwas Unterstützung. Hilfreich ist es, wenn das Flugloch blau ummalt ist, gerne wie eine Blüte. Hummeln lieben blaue Blüten. Schauen, wo Hummelköniginnen gerne suchen, am liebsten in unordentlichen Ecken. Dort den Hummelkasten aufstellen, gerne sonnig, aber nicht unbedingt in der Mittagssonne. Die Umgebung des Kastens sollte naturnah sein, also nicht mitten auf der gestylten Wiese oder auf einer Betonfläche. Das Aufstellen sollte bodennah erfolgen. Dort den Hummelkasten aufstellen, gerne sonnig, aber nicht unbedingt in der Mittagssonne. Helfen kann eine „Rampe“ zum Flugloch, um die suchende Königin „hinaufzuleiten“, aus Steinen, Erde, Moos, Laub… Die Lüftungsschlitze in der Nestgründungsphase abdunkeln, fällt Licht in den Kasten, wird er nicht angenommen. Die Abdunkelung erst entfernen, wenn die Königin nicht mehr fliegt.

Inneneinrichtung der Nisthöhle

Das Wohnzimmer sollte zunächst einmal unbehandelte Kleintierstreu enthalten. Hummeln sind kleine „Ferkel“, sie haben Schmutzecken. In der Kleintierstreu eine kleine Kuhle machen, in der der Laufgang endet. Um das Laufgangende mit unbehandelter, sehr fein zerzupfter Polsterwolle oder Kapok ein Iglu aufbauen, sodass eine kuschelige Höhle entsteht. Der Laufgang sollte schräg nach unten führen, einen Mäusegang nachahmend. Anstelle von Polsterwolle/Kapok kann man auch trockenes Laub oder Moos verwenden. Manchmal packe ich auch Heu dazu. Das Hightech-Wohnzimmer wäre ein altes Mäusenest. Hummelköniginnen schleppen nicht aktiv Nistmaterial herbei. Ein nackter Kasten wird nicht angenommen.

Nisthöhle suchen

Nistplatzsuchende Hummelköniginnen fallen sofort auf. Man sieht förmlich, wie sie alles absuchen. Sie krabbeln in jedes Loch, in jedes Mäuseloch, unter Grastaschen, Laub, in Vogelhäuser, an der Wand entlang, je nach Art. In kreisenden Flugbewegungen suchen sie alles ab. Hummeln zuliebe nicht alle Vogelhäuser säubern. Gefällt einer Königin die angebotene Wohnung, bleibt sie mitunter sehr lange zur Inspektion im Kasten. 2 Stunden habe ich schon davorgesessen! Wichtig ist es zu sehen, wie sie abfliegt. Gefällt ihr der Kasten, kommt sie heraus, dreht sich am Flugloch herum und stippt mit dem Abdomen auf den Boden, um ihren Besitzanspruch zu markieren. Dann fliegt sie mit immer größer werdenden Kreisen davon, Kopf zum Flugloch, um sich den Standort einzuprägen. Dabei aufpassen, dass man selbst nicht zur Landmarkierung gehört. Gefällt es ihr nicht, kommt die Hummel wieder heraus und fliegt schnurstracks davon. Scheinsuchende Hummelköniginnen krabbeln mal hier hinein, mal dort, beginnen ein wenig zu graben, als wenn sie einen Überwinterungsplatz suchen würden, fliegen wieder ein Stückchen suchend, graben wieder… Diese Königinnen sind von Parasiten befallen und werden eingehen.

Hummeln ansiedeln – Orientierungsflug – Autorin: Ulrike Wolf

Hummeln ansiedeln über eine aktive Hummelkastenbesetzung (Achtung Artenschutzverordnung) ist auch möglich. Man beobachtet die suchende Hummelkönigin und wenn sie in ein Loch krabbelt, setzt man eine Klopapierrolle auf das Loch. Dabei ist die eine Seite mit einer Klarsichtfolie verdeckt. Kommt die Hummel wieder heraus, krabbelt sie zum Licht. Das andere Ende der Rolle schnell mit Moos verschließen und das Ende mit der Klarsichtfolie mit der Hand abdunkeln. Die Rolle auf das Flugloch aufsetzen, dabei schnell das Moos entfernen. Die Königin wird in den Kasten krabbeln. Dabei nicht zu schnell die Rolle entfernen! Fällt zu früh Licht in den Kasten, wenn die Königin sich noch im Laufgang befindet, dreht sie sich zum Licht und fliegt ab.

Ist die Hummel im Kasten, das Flugloch für 2 Minuten mit Moos verschließen, damit die Königin die „Einrichtung“ findet. Dann wieder öffnen und das Flugloch beobachten. Der Abflug muss unbedingt gesehen werden. Nimmt sie den Kasten nämlich an, darf man keine neue Königin zusetzen. Es könnte zu Kämpfen und Stechereien kommen. Nimmt sie den Kasten nicht an, kann man es noch einmal versuchen.

Aufpassen: Königinnen mit Pollenhöschen haben natürlich schon ein Nest!

Mäuselöcher lassen sich im Rasen oder sonst wo auch mit einem Besenstiel vortäuschen. Suchende Königinnen würden hineinkrabbeln und dann käme der Klopapierrollentrick zum Zug. Bestenfalls merkt die Königin mit dem Klopapierrollentrick gar nicht, dass sie kurz eingesperrt wurde. Ruhige Bewegungen, Dunkelheit und Moos sind dabei wichtig.

Die Königin ist eingezogen, und nun?

Hat eine Königin den Kasten angenommen, bitte die Neugierde bezähmen. Nicht hineinschauen. Königinnen sind in der Nestgründungsphase empfindlich und können schnell vergrault werden. Entweder den Kasten beobachten oder die Fläche vor dem Flugloch mit Mehl bestäuben (Fußspuren) oder einen Moosfaden ins Flugloch legen (Wird er hineingeschoben oder nach draußen geschoben?).

Es dauert ca. 4 Wochen bis die ersten Arbeiterinnen erscheinen. Erst wenn die Königin nicht mehr fliegt (ab ca. 10 Arbeiterinnen), kann der Kasten geöffnet werden.
Nester in künstlichen Nisthilfen werden besonders gerne von Wachsmotten befallen. Viele benutzen eine Hummelklappe. Ich kann das nicht empfehlen, wenn man diese nicht jeden Tag kontrollieren kann. Ich habe erlebt, dass sich die Klappe verkantet hat und die Tiere nicht hinein oder hinaus konnten. Ich verwende auch keinen Innenkasten, weil die Königinnen sich zwischen Innenkasten und Außenkasten verirren können und nicht mehr hinauskommen. Denn sie buddeln auch in der Einstreu und könnten von unten in den Zwischenraum gelangen. Da nehme ich zur Wärmedämmung lieber etwas Heu.

Wenn die Königin nicht mehr fliegt, sprühe ich das Nest mit bacillus thuringinsis (BT) ein, auch von unten, natürlich nicht klatschnass. Oder den Eingang, damit das Mittel hineingetragen wird. Hilfreich ist auch, Rainfarn oder Lavendel vor das Flugloch zu pflanzen, also stark duftende Pflanzen, um den Nestgeruch zu übertönen. BT ist für die Hummeln unschädlich.

Weitere Nisttipps:

Einen großen Tonuntersetzer aufstellen. Darüber eine noch größere Tonschale stülpen. Der Tonuntersetzer darf nicht größer sein, sonst sammelt sich Wasser. In die Tonschale vorsichtig ein Flugloch bohren. Darin einen Laufgang stecken. Der Laufgang muss im Nistmaterial enden. Hobelspäne nicht vergessen.
Einen Böschungsstein nehmen. Ebenfalls ein Flugloch hineinbohren. Wie gehabt einen Laufgang hineinstecken… Hier muss für einen regensicheren Deckel gesorgt werden, der bündig aufliegt.

Nisthilfen nicht eingraben und wenn doch, muss eine großzügige Drainage wegen Starkregen vorhanden sein. Die Hummeln würden sonst ertrinken. Hanglage bietet sich an.

Als Laufgang eignet sich hervorragend die Isolierung von Heizungsrohren aus dem Baumarkt. Diese Isolierungen sind schön rau und nicht glatt, sind biegsam und lassen sich bedarfsgerecht schneiden. Der Laufgang sollte am besten nach unten gerichtet sein und im Nistmaterial enden. Erdhummeln mögen lange Gänge, Wiesenhummeln und Ackerhummeln kurze.

Erste Hilfe im Frühjahr

Manchmal sind im Frühjahr erschöpfte Hummelköniginnen zu sehen. Man kann ihnen mit einem Tropfen Futterlösung helfen:

1 Teil Zucker
2 Teile Fruchtzucker
1,5 Teile Wasser

Aufsitzende Milben sind kein Problem für die Königinnen, wenn es nicht zuviele sind. Sie leben als Kommensalen mit im Nest und vom anfallenden Gemüll. Sind es zuviele, kann man sie gut mit einem weichen Pinsel abstreifen.

“Vorstehende aktive Unterstützung zur Hummelansiedlung darf nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Umweltbehörden durchgeführt werden”. 

Weitere Informationen finden sie in unseren Beiträgen “Wissenswertes über Hummeln” und “Lebenslauf einer Hummelkönigin”.

© Angelika Leistikow