Vespa Velutina
Vespa Velutina – eine Bedrohung für unsere Honigbienen
Die Vespa Velutina, auch bekannt als Asiatische Hornisse oder Gelbbein-Wespe, ist eine invasive Hornissenart, die ursprünglich aus Südostasien stammt, insbesondere aus Regionen wie China, Indien und Indonesien. Sie wurde erstmals 2004 in Frankreich nachgewiesen und hat sich seitdem in Europa ausgebreitet. In Deutschland wurde sie erstmals 2014 in Baden-Württemberg gesichtet und breitet sich seitdem in verschiedenen Bundesländern aus.
Verbreitung in Deutschland
Seit ihrer ersten Sichtung in Deutschland wurde die Vespa Velutina in mehreren Bundesländern nachgewiesen, darunter:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Hessen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
Die Art breitet sich weiter nach Norden und Osten aus, sodass auch andere Regionen zunehmend betroffen sein könnten.
Verbreitung in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen wurden bereits mehrere Sichtungen der Vespa Velutina gemeldet. Die genaue Verbreitung kann variieren, da die Art in der Lage ist, sich relativ schnell auszubreiten. Zu den Gebieten, in denen die Asiatische Hornisse in NRW gesichtet wurde, gehören:
- Rheinland: Es gibt Berichte über Sichtungen im Rheinland, insbesondere in Städten wie Köln und Bonn.
- Ruhrgebiet: Auch in städtischen und ländlichen Gebieten des Ruhrgebiets, wie Dortmund und Essen, wurden Vorkommen gemeldet.
- Westfalen: In westfälischen Regionen wie Münster und Bielefeld sind ebenfalls Sichtungen dokumentiert.
Verbreitung im Bergischen Land
Im Bergischen Land, das Teile von Köln, Leverkusen, Remscheid, Solingen und Wuppertal sowie ländliche Gebiete umfasst, wurden bereits 2023 mehrere Sichtungen der Vespa Velutina dokumentiert. Die Region, bekannt für ihre waldreiche Landschaft und hügeligen Gelände, bietet günstige Bedingungen für den Bau von Hornissennestern. Städte und ländliche Gebiete gleichermaßen sind betroffen, wobei die Nester häufig in höheren Baumkronen, Sträuchern oder an Gebäuden gefunden werden.
Nester
Die Nester der Vespa Velutina sind kugelförmig und bestehen aus einer papierartigen Substanz, die die Hornissen aus zerkautem Holz und Speichel herstellen. Die Nester haben eine muschelartige Struktur.
Im Verlauf des Frühjahrs (Februar/März) baut die Vespa Velutina kleinere sogenannte Primärnester in Hecken und Sträuchern, Gebüschen, Bäumen, aber auch in Gebäuden, unter Dachvorsprüngen. Sie wurde auch schon in Hohlräumen gesichtet.
Beim Primärnest ist das Flugloch unten, beim Sekundärnest an der Seite. Im Gegensatz dazu ist bei unserer heimischen Hornisse das Flugloch immer weit offen unten, in der Anfangsphase etwas kleiner.
Im Vergleich zur heimischen Europäischen Hornisse (Vespa Crabro) bevorzugt die Vespa Velutina oft höhere Standorte für ihre Nester. Bei Nestern im Gebüsch besteht eine hohe Verwechselungsgefahr mit Nestern der Mittleren Wespe.
Im Verlauf des Sommers zieht sie um in Sekundärnester in höheren Baumlagen bis zu 15 m Höhe). Diese Nester können dann eine Größe von bis zu 80 cm im Durchmesser erreichen und enthalten mehrere hundert bis tausend Individuen.
Die Völker der Europäischen Hornisse (Vespa Crabro) sind meist ca. 500 – 700 Tiere stark. Die Vespa Velutina hingegen wächst gerne bis auf 2000 Tiere und mehr an.
Die Nester sind bis in den November/Dezember aktiv.
Königin
Die Königin der Vespa Velutina ist nur wenig größer als die Arbeiterinnen und Drohnen. Sie kann zwar eine Körperlänge von etwa 25 bis 30 Millimetern erreichen, während die Arbeiterinnen etwa 17 bis 25 Millimeter groß sind. Die einzig zuverlässige Methode zur Unterscheidung ist jedoch das Gewicht.
Die Königin der Europäischen Hornisse ist hingegen etwas größer (bis zu 40 mm).
Erkennungsmerkmale
Die Vespa Velutina lässt sich anhand folgender Merkmale erkennen:
- Färbung: Der Körper ist überwiegend dunkelbraun bis schwarz gefärbt, mit einem gelben oder orangen Streifen am hinteren Ende des Bauchs.
- Beine: Die Beine sind charakteristisch gelb gefärbt, was der Art den Namen “Gelbbein-Wespe” eingebracht hat.
- Kopf: Der Kopf ist schwarz mit einem orangefarbenen Gesicht.
Ocellen sind Sinnesorgane von Fluginsekten, auch Punktaugen genannt. Nach jetzigem Informationsstand brauchen Insekten diese, um sich im Flug richtig orientieren zu können. Werden diese Ocellen zu Versuchszwecken abgedeckt, ist das Insekt nahezu flugunfähig.
Verhaltensaktivitäten der Vespa Velutina
- Nestbau:
- Die Vespa Velutina baut ihre Nester aus zerkautem Holz und Speichel, wodurch eine papierartige, muschelförmige Struktur entsteht.
- Die Nester werden in Bäumen, Sträuchern, an Gebäuden und auch unter Dachvorsprüngen und in Hohlräumen gebaut.
- Jagdverhalten:
- Die Hornissen jagen aktiv Honigbienen und andere Insekten, um ihre Larven zu füttern.
- Sie lauern vor den Eingängen der Bienenstöcke und fangen die zurückkehrenden Bienen im Flug.
- Gefangene Bienen werden zerteilt und als Nahrung ins Nest gebracht.
- Reproduktionszyklus:
- Im Frühjahr beginnt eine neue Königin ein Nest zu bauen und legt Eier.
- Im Sommer wächst die Kolonie und erreicht ihre maximale Größe im Spätsommer und Herbst.
- Im Herbst produzieren die Nester neue Königinnen und Drohnen, die ausfliegen und sich paaren.
- Einzeln überwintern dann bis zu 300 begattete Königinnen, die im nächsten Frühjahr eigene Nester gründen.
Gefährdung der Honigbiene
Die Vespa Velutina stellt eine erhebliche Bedrohung für die Honigbienen (Apis mellifera) dar. Sie jagt aktiv Honigbienen und kann einen Bienenstock erheblich dezimieren. Ihr Jagdverhalten ist sehr effizient. Die Vespa Velutina kann rückwärts fliegen und in der Luft stehen. Sie ist erheblich wendiger als die Europäische Hornisse.
Im Spätsommer beginnt die für Bienen gefährliche Zeit. Die Velutina lauert vor dem Eingang des Bienenstocks und fängt die zurückkehrenden Sammlerinnen im Flug. Diese werden dann zerteilt und nur die Brustmuskulatur als Nahrung für die Larven ins eigene Nest gebracht. Bei starker Belagerung stellen die Bienen im Spätsommer den Ausflug ein, wodurch die Aufzucht der Winterbienen gefährdet ist.
Schutzmaßnahmen durch Imker
Imker können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um ihre Bienen zu schützen:
- Locktöpfe: Die Nester können durch Locktöpfe gefunden werden, genauer erklärt im nächsten Absatz.
- Schutzgitter: Vor den Eingängen der Bienenstöcke können Gitter angebracht werden, die groß genug sind, um Bienen durchzulassen, aber die größeren Vespa Velutina blockieren.
- Frühe Erkennung und Vernichtung von Nestern: Das Auffinden und Zerstören von Hornissennestern kann helfen, die Ausbreitung einzudämmen. Die Vespa Velutina ist in Nestnähe bei minimalster Erschütterung äußerst wehrhaft. Daher sollte die Entfernung durch fachkundige Personen erfolgen in Abstimmung mit den jeweiligen Behörden.
Bienen schützen – Nester finden
So groß die Versuchung auch sein mag, Fallen für die Vespa Velutina aufzustellen macht keinen Sinn, denn damit erwischt man meistens nur die Flugtiere und das Nest bleibt unbehelligt. Zudem kann es noch unerwünschten Beifang geben, durch den dem man andere nützliche Insekten dezimiert. Aus diesem guten Grund sind die Fallen auch verboten.
Was aber tun? Nicht jeder Imker oder Imkerin mag tatenlos zusehen, wie die Velutina die eigenen Bienenbestände bedrängt.
Die bislang einzig wirksame Methode ist es, die Nester zu finden und zu tilgen. Sollten also Probleme mit der Velutina auftauchen, kann man mittels Lockstoffen herausfinden, wo die Nester sich vermutlich befinden und dann gezielt suchen.
Und wie geht das? Mittels Kreuzpeilung! Das ist eine traditionelle Methode aus der Seefahrt, um den eigenen Standort bestimmen zu können. Abgeändert für die Suche nach den Nestern der Vespa Velutina funktioniert das wie folgt:
Wenn man den Verdacht hat, dass die Velutina in der Nähe ist, stellt man Locktöpfe auf. Dies sind meist Gläser oder Becher, gefüllt mit Lockstoff, z.B. Trappit, oder auch einer eigenen Mischung aus Bier, Wein und vor allem Essig. Essig, weil Bienen den Geruch nicht mögen und deswegen die Locktöpfe auch nicht anfliegen. In den Deckel wird ein Schlitz geschnitten und dann ein Docht hineingesteckt (chemikalienfreie Tuchschwämme, Zellstoff o. ä.). Über den Docht zieht der Lockstoff hoch und die Hornisse kann dann obenauf gefahrlos das Futter mit Lockstoff aufnehmen.
Wenn sich die Velutina dort einfindet und der Locktopf regelmäßig besucht wird, markiert man die Tiere individuell und stoppt die Zeit, die sie benötigen, um ins Nest und wieder zurückzufliegen.
Dann fängt man einige Exemplare am Locktopf ein und versetzt diesen dann. Der Abstand kann um die 50 m oder auch etwas mehr oder weniger sein. Das muss ausprobiert werden, damit die Peilung am Ende stimmt. Am nun versetzten Locktopf lässt man die Flugtiere wieder frei. Die Velutina orientiert sich neu und wenn das geschehen ist, kann man auch hier die Zeit messen, die sie zum Nest benötigt (ca. 100 m in 1 Min.). Im Zweifel versetzt man den Locktopf dann auch noch einmal. Meist reichen drei Stellen aus. Aus diesen Messungen kann man dann in etwa den Korridor bestimmen, in dem sich das Nest befindet.
Ganz genau erklärt das Thomas Beissel auf seiner Velutina-Website:
https://www.velutina-service.com/2024/04/13/asiatische-hornisse-nestsuche-mit-trigonometrie/
Sichtungen und Nachweise der Velutina
Ist sie denn schon da? Wer wissen möchte, ob die Velutina bereits in der Region ist, wird mit dieser Karte fündig.
https://www.velutina.de/inoffizielle-karte-2023-vorkommen-der-asiatischen-hornisse-vespa-velutina/
Meldung von Vorkommen
Funde der Vespa Velutina sollten den lokalen Umweltbehörden oder speziellen Meldestellen gemeldet werden. In Deutschland gibt es verschiedene Plattformen und Institutionen, die solche Meldungen entgegennehmen, darunter:
- Landesumweltämter (für NRW das LANUV – hier der Direktlink zum Erfassungsformular)
- Naturschutzbehörden
- Online-Meldeportale wie das “Forschungsnetzwerk Insekten”
Durch das Melden von Sichtungen können Experten die Ausbreitung besser überwachen und geeignete Maßnahmen ergreifen.
Eine Gefahr (nicht nur) für unsere Honigbienen
Die Vespa Velutina stellt eine ernsthafte Herausforderung für Imker und das Ökosystem dar, da sie nicht nur Honigbienen, sondern auch andere einheimische Insektenarten bedroht. Auch die Landwirtschaft und insbesondere der Obst- und Weinanbau ist dadurch betroffen. Ein koordiniertes Vorgehen bei der Überwachung und Bekämpfung ist entscheidend, um ihre Ausbreitung zu kontrollieren.